„Pastewka“ auf Kinotour in München

Kleine Abfrage: Wer hat in letzter Zeit mal bewusst und gezielt Sat.1 eingeschaltet? Keiner? Nun, das ist das Problem von Sat.1.

Bei mir war es die dritte Homeland-Staffel, die ich mir Woche für Woche am Sonntagabend bei Sat.1 im Fernsehen angeschaut habe. Aber das ist nun auch schon wieder drei Monate her.

Ansonsten ist das Programm von Sat.1 leider recht charakterlos, am ehesten bringt der bunte Sat.1-Ball ein paar Farbtupfer ins Programm.

Reality, Fernsehfilme und Casting

Okay, die zweite Staffel von „Promi Big Brother“ hat durchaus beachtliche Quoten erzielt, blieb aber bei der Werbevermarktung hinter den Erwartungen zurück und ist an mir weitgehend vorbeigegangen. Von der Einzugs-Show habe ich vielleicht eine halbe Stunde gesehen, musste dann weg und hatte danach auch kein Bedürfnis, weitere Folgen anzuschauen.

Gut, hin und wieder liefert Sat.1 beachtlich gute eigenproduzierte Fernsehfilme ab, etwa „Der Minister(wird am 9.9. wiederholt) oder „Der Rücktritt„. Und mit „The Voice of Germany“ zeigt Sat.1 eine Musik-Castingshow, bei der tatsächlich die Musik im Vordergrund steht. Allerdings muss sich Sat.1 „The Voice“ mit Schwestersender ProSieben teilen.

Pastewka spielt Pastewka

Am 5. September 2014 um 22.45 Uhr startet die 7. Staffel der Comedy-Serie „Pastewka„, in der Comedian Bastian Pastewka quasi sich selber spielt. Damit gibt es nun wieder einen Grund, doch einmal Sat.1 einzuschalten.

Ich werde es aber wahrscheinlich trotzdem nicht tun. Höchstens mal sporadisch. Denn ich habe die 7. Staffel bereits komplett gesehen. Im Kino.



Im Rahmen einer Kinotour durch neun deutsche Städte machte „Pastewka“ am 1. September im Münchner Cinemaxx Halt. Bastian Pastewka selber führte parallel in mehreren Kinosälen durchs Programm und zeigte alle neun neuen Folgen an einem Abend. Mit kleiner Pause und Fragerunde zwischendurch dauerte das insgesamt rund viereinhalb Stunden.

Zusammen im Kino statt alleine vor der MediathekBastian Pastewka bei der Kinotour in München

Fernsehen im Kino, so abwegig ist das nicht: Auch in Zeiten, in denen viele einen großen Flachbildfernseher im Wohnzimmer haben, ist es doch etwas Besonderes, eine Serie auf der großen Kinoleinwand zu erleben. Ganz ohne Ablenkung. Und in Zeiten, in denen manche gar keinen Fernseher mehr haben oder Fernsehinhalte nur noch zeitunabhängig auf dem Laptop, Tablet oder Smartphone anschauen, ist das gemeinsame Erleben mit einigen hundert Zuschauern in einem Kinosaal doch etwas anderes als alleine vor dem Computer zu sitzen.

Wer sagt denn, dass es Public Viewing nur beim Fußball geben sollte? „Tatort“-Fans treffen sich schon jede Woche in Kneipen im ganzen Land, um gemeinsam den Sonntagskrimi abzuschauen. Warum also nicht mehr Fernsehen im Kino? Sender könnten neue Serien vorstellen und ausprobieren, wie sie beim Publikum ankommen.

In Berlin etwa lädt der Gernsehclub regelmäßg zum Rudelgucken von Serien oder zeigt die Schlechtesten Filmen aller Zeiten. Vor einigen Jahren hatte der Gernsehclub mal ein Gastspiel in München, wo Oliver Kalkofe Highlights aus „Kalkofes Mattscheibe“ zeigte, ein zweites Mal gab es im vergangenen Jahr eine Programmpräsentation von Comedy Central. Die Ankündigung, auch in München regelmäßig zum gemeinsamem Fernsehen zu laden, blieb leider nur eine Ankündigung.

Zuschauer als Multiplikatoren

Wenn einige tausend Leute die Serie vor der TV-Ausstrahlung im Kino sehen, dann ist es nicht unwahrscheinlich, dass etliche davon ihren Freunden erzählen und ihnen empfehlen, die Serie unbedingt auch im Fernsehen anzuschauen. Manche werden darüber bloggen, twittern oder ein Foto mit Pastewka bei Facebook teilen. Das ist ein cleverer Weg, die Zuschauer, die für den Abend auch noch 25 Euro Eintritt gezahlt haben, kostenlos zu Werbeträgern zu machen.

Ein Prinzip, das auch in anderen Bereichen der Unterhaltung funktioniert: Wer als Schlagerstar was reißen will, muss im Sommer nach Mallorca an den Ballermann, im Winter zu den Aprés-Ski-Partys in de Wintersportorten in Österreich. Dort treffen sie auf Urlauber aus allen Ecken der Republik. Die lassen die Daheimgebliebenen mit Selfies und Facebook-Posts wissen, was sie gerade für eine tolle Party feiern. Dadurch erlangen die Partybands und Möchtegern-Schlagerstars eine gewisse Grundbekanntheit, die höher sein dürfte, als wenn sie hierzulande von Dorfdisco zu Dorfdisco tingeln müssten.

Gaststars treffen auf Pastewkas Alltag

Zurück zu viereinhalb Stunden Pastewka im Kinosaal. Das heißt, neun Folgen, in denen reihenweise Gaststars kleine oder größere Auftritte haben: Zusammen mit Anke Engelke reanimiert Pastewka die 80er-Jahre-Show „Sketch Up„, inklusiv schlechter Kostüme, schiefer Zähne und flacher Witze. Michael Kessler, Annette Frier degradieren Pastewka zur Nebenrolle in ihrer eigenen Serie. Johann Koenig macht Pastewkas Serienvater die Frau streitig und zusammen mit Guido Cantz muss Bastian Pastewka in der Fahrschule eine Fahrtauglichkeitsprüfung machen, glaubt aber die ganze Zeit, Teil von „Verstehen Sie Spaß“ zu sein. Und Hugo Egon Balder scheidet wegen Steuerhinterziehung aus dem Leben – vorübergehend.

Aber auch die Alltagszenen sind äußerst amüsant: Etwa wenn Bastian Pastewka daran scheitert, den Paketboten abzupassen, beim Zoll mehrfach vergeblich versucht, eine bestellte DVD abzuholen oder Krankheit simuliert, um den Deutschen Fernsehpreis nicht moderieren zu müssen. Ein Highlight der Staffel ist auch Pastewkas Mutation zum obercoolen Rambo-Verschnitt, der vor Selbstbewusstsein nur so sprudelt und schon durch sein Auftreten angsteinflößend wirkt.

Kurz gesagt: Ich kann die 7. Staffel von „Pastewka“ nur wärmstens empfehlen.

Und damit haben Sat.1 und die Produktionsfirma Brainpool wohl genau das erreicht, was diese Kinotour bezwecken sollte.

Weiterführende Links:

taz.de: Neue Staffel „Pastewka“ – Ich und ich in einer Sitcom
derwesten.de: Warum sich Bastian Pastewka selbst spielt
myspass.de: „Pastewka“ Staffel 1 bis 6 zum kostenlosen Abruf
youtube.com: „Pastewka“-Kinotour 2014 – Begrüßung und Fragerunde in Stuttgart
 

 


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