Nokia Night of the Proms 2009 in München

Night of the PromsKlassik trifft Pop – das ist das Motto der Nokia Night of the Proms, die es seit 1985 im belgischen Antwerpen gibt und die seit 15 Jahren in der Vorweihnachtszeit auch durch Deutschland tourt. Das Rezept: Ein großes Orchester samt Chor und dazu Pop-Acts, die vor allem in den 80ern ihre große Zeit hatten.

Am vergangenen Wochenende machte der NOTP-Zirkus für vier Shows in der Münchner Olympiahalle Station. Relativ kurzfristig hatte ich mir eines der Rest-Ticket für den Samstagabend besorgt – in erster Linie wegen der Pop-Acts, allen voran Roxette und Christina Stürmer.

Los ging es jedoch recht klassisch: BR-Moderator Markus Othmer, der durch den Abend führte und die Zuschauer immer wieder mit „Liebe Festgäste“ ansprach, kündigte an, dass der Abend einen Heidenspaß bringen werde, um ganz geschickt zu einem Werk von Joseph Haydn überzuleiten. Es folgte ein erster Auftritt der ungarischen Gitarrenvirtuosen Katona Twins und ein Rosenwalzer fürs Publikum – ein Programmpunkt, der, wie ich im Konzertbericht der Abendzeitung lesen konnte, offenbar seit Jahren zum Pflichtprogramm der NOTP gehört.

Mit meiner Kompaktkamera hab eich ein paar Eindrücke festgehalten, darunter auch die Auftritte von Heaven17, Alan Parsons und John Miles.

Heimlicher Star des Abend war für mich Christina Stürmer, die als Special Guest angekündigt war. Mit 27 Jahren ist sie das Küken im NOTP-Nest und kaum älter als die Hits mancher Musiker-Kollegen, mit denen sie dort auf der Bühne steht.

Im Mai dieses Jahres habe ich Christina Stürmer schon einmal bei einem Solo-Konzert in München mit Band live erlebt, doch begleitet von einem großen Orchester gewinnt ihre Musik noch einmal eine ganz neue Qualität, egal ob ihre Hymne „Mama Ana Ahabak“, ihre Power-Single „Ich lebe“ oder ihre Ballade „Engel fliegen einsam“.

Highlight des Abends war jedoch eindeutig das Comeback von Roxette. Bereits 2002 waren Roxette als Headliner der Night of the Proms angekündigt, mussten wegen eines Gehirmtumors von Sängerin Marie Fredriksson aber kurzfristig absagen. Danach wurde es – auch aufgrund der Behandlung und der Genesung – ruhig um Roxette. Erst 2006 gingen sie wieder ins Studio, um anlässlich des 20-Jährigen Jubiläums von Roxette neue Songs aufzunehmen. Im Herbst 2006 traten sie bei der 50-Jahr-Feier der Bravo erstmals wider zusammen auf. Zudem widmeten sich Marie Fredriksson und Per Gessle währenddessen Solo-Projekten. Im Mai 209 schließlich kündigten Roxette ihr Comeback zur Night of the Proms an.

Der erste Teil des Auftritts von Roxette wurde mit klassisch schwedischen Klängen der Mittsommernacht von Hugo Alfvén eingeleitet und mündete in die Ballade „Wish I could fly“. Auf den ersten Blick scheint Marie Fredriksson von der schweren Krankheit deutlich gezeichnet, ihre Stimme ist etwas dünn und sie wirkt zerbrechlich. Gestärkt wird dieser Eindruck, den auch andere beobachtet haben, davon, dass sie den ersten Song komplett im Sitzen singt. Beim zweiten Auftritt ist davon kaum noch etwas zu spüren: Wenn Marie & Per mit voller Kraft Power-Songs wie „The Look“ oder „Joyride“ spielen, vergisst man glatt, dass sie solange von der Bühne weg waren. Emotionaler Höhepunkt des Auftritts war für mich als die ganze Halle „Listen to your Heart“ gesungen hat (im Video ab 1:06).

Da sie nur fünf Songs spielen mussten, war die NOTP für Roxette ein Testlauf, ob sie die Massen immer noch begeistern können. Mein Urteil: Ganz klar ja! Ich fände es schön, wenn es bei dieser Konzertreihe nicht bleibt und Roxette auch darüberhinaus wieder live spielen.

Ob ich auch 2010 wieder zur Night of the Proms gehe, weiß ich noch nicht. Das wird nicht zuletzt stark von den Pop-Acts abhängen, die auftreten. Roxette zu toppen, dürfte jedenfalls nicht leicht werden.

 


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