Mein München – Interventionen im Stadtmuseum
Altes und Vergangenes, manchmal auch schon etwas angestaubt. Wenn es im Museum um Stadtgeschichte geht, dann geht es von Natur um etwas, das war und die Stadt geprägt hat. Damals. Vor langer Zeit. Seit dem 15. November 2012 „interveniert“ die Ausstellung „Mein München„, die von Volkskunde-Studenten der Uni München gemacht wurde, für ein halbes Jahr gegen diese museale Form der Geschichtsschreibung.
Die Interventionen „überschreiten die gängigen Grenzen des Museumsbetriebs und bringen neue gesellschaftliche Positionen an den Ort des Bewahrens und Erhaltens“, heißt es in der Ausstellungsbeschreibung. Dadurch wird München „jenseits der Klischees und Traditionen als Ort der Aktivitäten urbaner Milieus gezeigt. Die subjektiven Perspektiven zeigen die unentdeckten Facetten Münchens und gewähren so einen Einblick in die Vielfalt dieser Metropole“.
Ort des Geschehens ist die Daueraussstellung „Typisch München“ im Münchner Stadtmuseum – also ausgerechnet der Ort, „der bekannt ist für seine fest definierten Formen“. Es ist also keine separate Sonderausstellung, stattdessen „stören“ die 13 Stationen „mit ihrem subjektiven Blick die offizielle Geschichte Münchens“.
Gleich zu Beginn der Ausstellung wird München an einem Stadtmodell (Bild links) hörbar. Ein Lichtkegel zeigt jeweils auf einen Ort in der Stadt, über Kopfhörer hört man dann typische Sounds und Geräusche wie das Marktreiben auf dem Viktualienmarkt oder Ansagen aus der U-Bahn. Ein Film über die Isar wird rechts und links durch zwei Videos ergänzt, die die Isar als Freizeitort zeigen, der gerade im Sommer von Grillgruppen belagert wird, die mit Bollerwagen und Bier anrücken.
Eine Hörtheke (Bild rechts) widmet sich der Münchner Musik, die aus München kommt oder zumindest in der Stadt produziert wurde. Eine weitere „Intervention“ beschäftigt sich mit der Mobilität in München und zeigt in vier kurzen Filmen die subjektiven Wege durch die Stadt mit dem Auto, dem Fahrrad, der U-Bahn und zu Fuß.
Im Rahmen der Eröffnungsfeier am Donnerstagabend konnte ich mir die „Interventionen“ selber anschauen. Als wirkliche „Störer“ empfand ich sie nicht. Eher als eine alternative, auflockernde Ergänzung der Dauerausstellung. Leider wurde dort, wo es etwas zu hören gibt, an den Kopfhörern gespart, so dass immer nur wenige Besucher gleichzeitig eine der „Interventionen“ anhören können.
Über weitere Stationen berichtet auch jetzt.de, das Bayerische Fernsehen zeigt einige der Projekt im Bewegtbild:
Subjektive Geschichte erklingeln.
Besonders empfehlen möchte ich noch eine Station, die sich im Treppenhaus im 1. Stock befindet: Ein großes Klingelbrett, hinter dem sich persönliche Erinnerungen an Ereignisse abseits der offiziellen Geschichtsschreibung finden. Drückt man auf einen der Klingelknöpfe, hört man eine von 18 subjektiven Geschichten, die Münchner zwischen 1980 und heute erlebt haben.
Nicht ganz ohne Stolz kann ich verraten: Ich bin dort auch zu hören. Im O-Ton habe ich Natalie Mayroth, die diese Station konzipiert hat, erzählt, wie ich 2003 vor der Eröffnung von Terminal 2 am Münchner Flughafen als Statist an einem Testlauf teilgenommen habe, bei dem durchgespielt wurde, ob das neue Terminal, Check-in-Systeme und Abfertigung schon so funktionieren, wie sie funktionieren sollen. Wer die Geschichte hören will, muss bis zum 12. Mai 2013 ins Münchner Stadtmuseum gehen!