Mauerfall multimedial
20 Jahre ist es her, dass im Herbst 1989 der Anfang vom Ende der DDR besiegelt wurde, was letztlich zum Mauerfall und ein Jahr später zur Deutschen Einheit führte. Ich habe damals mit meiner Familie in Lübeck gelebt, also in unmittelbarer Nähe zu Mecklenburg-Vorpommern, doch so richtig habe ich wohl nicht mitbekommen, was da vor sich ging. Ich war damals 9. Ach ja, vom Internet wusste ich 1989 (wie die meisten) auch noch nichts.
Heute, 20 Jahre später, weiß ich, was damals passiert ist und das Internet ist zum Alltag geworden. Um beides zusammen zu bringen will ich einige interessante Web-Angebote zum Thema Mauerfall und Deutsche Einheit, die mir aufgefallen sind, kurz vorstellenl.

Phoenix widmet sich in einem beeindruckenden Flash-Special der Berliner Mauer und der Wiedervereinigung. Ein Klick auf einen der Ereignispunkte lässt einen in die Detailansicht „fliegen“, wo den Nutzer neben kurzen Textinfos Videoberichte und Animationen erwarten. Besonders empfehlen möchte ich die Video-Animationen zum Mauerausbau.

Beim Online-Special Das Wunder von Leipzig, einen gemeinsamen Projekt von Arte und dem MDR, steht die friedliche Revolution in Leipzig rund um den 9. Oktober 1989 im Mittelpunkt. Auf einem Stadtplan kann man in chronologischer Reihenfolge die Orte abwandern, an denen sich damals die entscheidenden Szenen abgespielt haben. Ein Klick auf den Ort führt jeweils zu einer kurzen Audio-Einführung ins Thema und dann zu Texten, Videos und Audio-Beiträgen. Besonders schön ist die liebevolle, grafische Einbettung der Multimediabeiträge gelungen: Videos werden in einem alten Röhrenfernseher abgespielt, Audio-Beiträge in einem Uralt-Radio.

Spiegel Online hingegen zeigt die Wende-Zeit aus geografischer Sicht. Auf einer Europakarte sind neben Berlin, Leipzig und Dresden auch Nebenschauplätze gelistet, die man nicht auf Anhieb mit dem Mauerfall verbindet. Ein Film etwa berichtet über die Situation im Aufnahmelager Gießen, ein anderer über DDR-Bürger, die vom staatlich genhmigten West-Urlaub vom Hamburger Hauptbahnhof in den Osten zurückkehren, während zur gleichen Zeit viele Ostdeutsche versuchen in den Westen zu kommen. Neben Videos von Spiegel TV gibt es auch etliche Zeitzeugenberichte.
Als ehemaliger Politikwissenschaft-Student will ich nicht versäumen, auch auf die didaktisch immer recht gut aufbereiteten Seiten der Bundeszentrale für politische Bildung zu verweisen. Dort finden sich gleich mehrere Dossiers mit Texten, Bildern, Videos und O-Tönen zum Alltag im Osten, zur Geschichte und dem Ende der DDR und zu Deutscher Teilung und Einigung.

Einen akustischen Rückblick auf den Herbst 1989 bietet die Deutsche Welle mit ihrer 29-teiligen Audio-Serie Die Mauer fällt – Eine Nation wächst zusammen. Jede Episode dauert 15 Minuten und widmet sich neben einem Schwerpunktthema jeweils einen „Grenzgänger“ und einem „Kopf des Tages“. Nach der Ausstrahlung im DW-Radio stehen die Episoden dann als Podcast zum Abruf bereit.
Spannend ist auch die Sendung Dederisch für alle von MDR Figaro. Das rund einstündige Feature ist eine akustische Rekonstruktion des Plans, in der DDR eine eigene Nationalsprache auf Basis von Latein einzuführen. Erstmals sind geheime Aufnahmen aus dem Rundfunkarchiv der DDR zu hören. Umgesetzt wurde dieser Plan letztlich nie, dennoch endet die Sendung mit der Empfehlung, Dederisch als gemeinsame Sprache für ein vereintes Europa wiederzubeleben. Klingt verrückt? Ist es auch! Dederisch ist nämlich lediglich eine Erfindung des Hörspiel-Autors Frank Naumann.
P.S. Es hält sich das Gerücht, dass es auch für die DDR eine Internet-Domain gab. Richtig ist, dass die Domainendung „.dd“ tatsächlich für die DDR reserviert wurde, außer für den internen Gebrauch an einigen Ostdeutschen Universitäten aber nie zum Einsatz kam. Anders übrigens bei der Domain-Endung „.su“, die zwar erst ein Jahr nach dem Ende der Sowjet-Union eingerichtet wurde, aber sich bis heute großer Beliebtheit erfreut.