Klappe und Action! Ein kleiner Rückblick aufs Filmfest München 2009

Filmfest München LogoEs ist schon etwas länger her, dass ich zuletzt am Nachmittag im Kino war. Und soweit ich mich erinnere, war es das erste Mal überhaupt, dass ich mir in 5 Tagen 6 Filme angeschaut habe. Das Filmfest München bot in der vergangenen Woche die Gelegenheit dazu.

Das Schöne an diesem Festival ist, dass es ein Publikumsfestival ist. Es gibt zwar auch ein bisschen Glamour und Prominenz, aber für alle Filme kann man auch ganz regulär Karten kaufen und sitzt dann zusammen mit Filmemachern und Kritikern, Produzenten, Verleihern und anderen Menschen aus der Filmwirtschaft im Kinosaal. Oft sind auch Regisseure und Darsteller anwesend, die dann Rede und Antwort stehen und aus dem Produktionsnähkästchen plaudern.

Im Folgenden ein paar Anmerkungen zu den Filmen, die ich gesehen habe. In der Reihenfolge, wie ich sie gesehen habe.

1.) Hangtime – Kein leichtes Spiel

Hangtime LogoDie beiden Brüder Vinz und Georg eint die Leidenschaft für Basketball. Nach dem Tod der Eltern und der Übernahme der Verantwortung für seinen kleinen Bruder Vinz musste Georg seine Basketball-Karriere jedoch zurückstecken. Daher soll Vinz nun nachholen, was Georg damals verwehrt blieb. Als Topscorer bei Phoenix Hagen liegt der Erfolg des nahenden Endspiels in seiner Hand und eine Karriere als Profi-Basketballer zum Greifen nah. Doch Vinz hat Zweifel, ob er das überhaupt will. Heimlich bewirbt er sich um ein Stipendium in den USA, obwohl ihm die Vorstellung, seine beiden alten Freunde Samy und Ali zurückzulassen, schwer fällt. Als Vinz sich in Kathi verliebt, ist er sich seiner eigenen Pläne erst recht nicht mehr sicher.

Obwohl Basketball in dieser Coming-of-Age-Geschichte im Mittelpunkt steht, kann der Film auch Zuschauer begeistern, die keine expliziten Basketballfans sind. Der Film ist warmherzig und humorvoll und lebt von der Situationskomik seiner Darsteller, ohne bedingungslos lustig sein zu wollen. Auch für Emotionen und nachdenkliche Momente ist Raum, ohne dabei kitschig oder problemlastig zu werden. Hauptdarsteller Max Kidd ist beim Filmfest München für seine Rolle als Vinz als „Bester Hauptdarsteller“ mit dem Förderpreis Deutscher Film ausgezeichnet worden – zurecht! Hangtime – Kein leichtes Spiel läuft ab dem 15.10.2009 Regulär im Kino. Im Presseheft zum Film gibt es etliche Informationen und Produktionsanekdoten. Im untenstehenden Video-Interview mit Regisseur Wolfgang Groos gibt es einige Ausschnitte zu sehen.


Die Liebe der Kinder - Titel2.) Die Liebe der Kinder

Ein ruhiger und nachdenklicher Film mit manchen Schmunzlern, in der zwei Erwachsene um die 40 per Internet nach einer neuen Liebe suchen. Obwohl der Baumschneider und die gebildete Bibliothekarin auf den ersten Blick so verschieden sind, kommen sie dennoch zusammen. Währen die Erwachsenen aber mehr eine Zweckziehung führen, verlieben sich ihre Kinder ineinander und wollen nicht nur heiraten, sondern auch noch auswandern. Für die Beziehung der Eltern der Anfang vom Ende und auch die Liebe der Kinder führt zu keinem Happy End.

Ganz interessant: Die erwachsene Hauptdarstellerin Marie-Lou Sellem erzählte nach dem Film, dass viele Personen, die ihr im Film nahestehen, aus ihrem persönlichen Umfeld stammen. Ihre beste Freundin im Film ist das auch in der Realität. Und Regisseur Franz Müller berichtete, dass Hauptdarsteller Alex Brendemühl, der gebürtiger Spanier ist, zwar fließend deutsch spricht, allerdings ein „80er-Jahre-Deutsch“. Auf der Film-Website gibt es einen ersten Trailer zu sehen. Wann der Film ins Kino kommt, ist noch unklar. Beim Filmfest München war der Film noch auf der Suche nach einem Verleih.


3.) Unter Strom

Unter Strom Plakat
Als Frankie unschuldig zu 15 Jahren Haft verurteilt wird, rastet er aus und nimmt noch im Gerichtsgebäude das frisch geschiedene Ehepaar Daniel und Anna Trieb als Geiseln. Auf dem Weg begegnet ihnen Wirtschaftsminister van Möllerbreit, den Frankie ebenfalls entführt. Sie alle landen im Landhaus des Ehepaares, wo es sich bereits Annas Liebhaber gemütlich gemacht hat – mit Champagner und Viagra. Während Frankie trotz Unterstützung seiner Frau Gloria und seines Kumpels Cheesie völlig überfordert ist, die Gruppe überhaupt unter Kontrolle bekommen, haben bereits die Truppen von Kommissar Kaminski das Haus umstellt.

Die Situation wäre aussichtslos, würden sich Hausmann Daniel und Karriereweib Anna nicht so sehr streiten, würde sich nicht herausstellen, dass Gloria von Cheesie schwanger ist, hätte Annas Liebhaber nicht eine schmerzhafte Dauererektion – und wäre da nicht Sigrid, die rechte Hand Kaminskis, die hoffnungslos in ihren Chef verliebt ist und daher am Tatort völlig verwirrt und ohne Plan agiert, während dessen heimliche Liebe gefangen im Haus sitz.

Eine äußerst humorvolle Komödie über viele kleine Konflikte, die zufällig zusammenkommen und zum großen Drama werden. Auch Unter Strom läuft am 15. Oktober im Kino an. Auf der Produktions-Website gibt es bereits Bilder, Presseheft und zwei kurze Video-Teaer (s.u.).

 


4.) Vegas – Based on a true Story

Ein Vegas-Film, der (fast) ganz ohne Las-Vegas-Leuchtreklamen-Klischee auskommt. Vater Eddie ist spielsüchtig und deswegen hoch verschuldet. Zusammen mit Sohn Mitchell und Ehefrau Tracey fristet er ein recht tristes Dasein am Vorstadt-Rand des Zocker-Paradieses. Eines Tages kommt ein Marine-Soldat vorbei, der das Grundstück der Familie kaufen will, angeblich weil seine Mutter dort gelebt hat. Später rückt er mit dem vermeintlich wahren Grund heraus: Unter dem Grundstück soll die Beute eines legendären Casinoraubs aus den 60er-Jahren vergraben sein. Ohne Rücksicht auf Traceys wohlgepflegten und geliebten Garten wird das Grundstück auf der Suche nach dem Schatz umgegraben und bis zur Unkenntlichkeit zerstört. Auch die Warnung eines Polizisten, die Familie sei auf einen „Reality Gambler“ hereingefallen, der auf das zukünftige Verhalten von Menschen wettet, kann Eddie nicht stoppen.

Zwar ist der Film eine interessante Gesellschaftstudie, der auch Patz für den einen oder anderen Lacher bietet, dennoch bleiben am Ende des Films offene Fragen und die unbefriedigende Frage „War das jetzt schon alles?“. Interessant war die Fragerunde mit Regisseur Amir Naderi nach dem Film, der berichtete, er habe sein erstes Produktionsbudget in Las Vegas verzockt und sich dann mit erfahrenen Spielern neues Kapital für den Film zusammengespielt hat. Der Großteil davon ging dann für das Film-Haus der Familie drauf, das ja letztlich zerstört wird. Leider konnte ich keinen Trailer zu dem Film finden, auch auf der recht spärlichen Website nicht. Im unternstehenden Interview mit Hauptdarstellerin Nancy La Scale gibt es zumindest ein paar kurze Ausschnitte zu sehen.


5.) Adventureland

Adventureland Plakat
Diese US-Komödie wirft einen Blick hinter die Glitzerfassade eines Freizeitparks. College-Absolvent James hatte eigentlich eine Reise nach Europa geplant, die jedoch scheitert an den finanziellen Möglichkeiten der Eltern, die James nahelegen, einen Ferienjob anzunehmen. Für einfache Tätigkeiten völlig überqualifiziert und unerfahren findet James letztlich eine Anstellung im Freizeitpark „Adventureland“, wo er nicht nur einigen skurrilen Gestalten begegnet, sondern auch der hübschen Em, die für ihn bald mehr als nur eine Kollegin ist.

Der Film spielt im Sommer 1987, folglich ist der Soundtrack zum Film quasi ein Best-of-80s-Mix und an den Fahrgeschäften und Buden im Film dudelt im Hintergrund ständig Falcos Rock me Amadeus. Während beim Fiilmfest München noch das englische Original lief, kommt die deutsche Fassung von Adventureland am 30. Juli 2009 ins Kino. Trotz US-Komödie im Disney-Verleih ein sehenswerter Film mit Witz und Charme, nachdenklich-emotionalen Momenten und mit Jesse Eisenberg und Kristen Stewart nicht zuletzt zwei tollen Nachwuchs-Hauptdarstellern.



6.) Diamantenhochzeit

Diamantenhochzeit Plakat kleinBei dieser actionreichen und rabenschwarzen deutschen Komödie handelt es sich um eine Produktion, die im Rahmen der ZDF-Reihe „Das kleine Fernsehspiel“ entstanden ist. Eigentlich wollten Alex und Julia heiraten, blöderweise erschießt Alex‘ Vater versehentlich einen Diamantenkurier, der die Hochzeitspläne ganz schön durcheinander bringt.

Es geht um die kleinen menschlichen Schwächen mit manchmal fatalen Folgen und um die Emanzipation von Eltern, die sich wie Kinder benehmen. Pointierter Dialogwitz und zum Teil drastische Situationskomik lassen in 84 Minuten vor Lachen kein Auge trocken.

Nachtrag 22.07.2011: Bei ZDFneo läuft am Sonntag, den 24.07.2011 um 22.25 Uhr die TV-Premiere von „Diamantenhochzeit“. Im „großen ZDF“ läuft der Film am Mittwoch, den 27.07.2011 um 23.15 Uhr. Ein Trailer steht in der ZDF Mediathek.

Viel Spass im Kino

 


Ein Kommentar


  1. Ein Publikumsfestival? Ja, aber mittlerweile offenbar mit einer gehörigen Distanz zum Publikum.

    Auf eine Beschwerde E-Mail bezüglich zweier enttäuschenden Veranstaltungen (technische Pannen bei den Shocking Shorts sowie Werbe-Veranstaltung „animax-Night“) erhält man nicht mal eine Antwort!

    Eine echte Frechheit. So kann man sich Besucher vergraulen.