Eisberg direkt voraus!
„Praktisch unsinkbar“. Das war die Devise der Titanic, dem wohl legendärsten aller untergegangenen Schiffe. Und weil die Titanic, eines der modernsten Schiffe seinerzeit, als praktisch unsinkbar galt, waren die Frachtkosten für Waren und Güter zwar recht hoch, die Versicherungsprämien aber entsprechend niedrig. Das ist nur eine von vielen interessanten Erkenntnissen und Eindrücken, die vor kurzem beim Besuch der Ausstellung „Titanic – Einladung zu einer Zeitreise“ in der Kieler Ostseehalle gewonnen habe.

In der komplett abgedunkelten und nur diffus beleuchteten Halle zeigt die Austtellung auf 2.000 qm rund 300 Artefakte, die aus 4.000 Metern Tiefe aus dem Wrack der Titanic geborgen wurden. Der Besucher soll nicht nur Besucher sein, sondern sich in die Passagiere hineinversetzen können.
Oft werden die ausgestellten Objekte mit den Schicksalen einzelner Personen verbunden. Schon am Eingang erhält jeder Besucher eine Bordkarte mit der Geschichte eines Passagiers. Ich bin ein 18jähriger Engländer, der in der 2. Klasse reist, um seinen Onkel in New York zu besuchen und danach in den USA als Metzger zu arbeiten. Am Ende der Ausstellung werde ich erfahren, ob ich überlebt habe.
Neben Artefakten aus der Tiefe des Meeres vermitteln Schautafeln und Filme Informationen über das Schiff, das Leben an Bord und den dramatischen Untergang.
Unter anderem erfahre ich, dass das R.M.S. vor dem Schiffsnamen Titanic für „Royal Mail Steamer“ steht, da die Titanic nicht nur Passagier- und Frachtschiff war, sondern auch Post über den Atlantik transportiert hat. So viel Post, dass die Postbeamten an Bord während der ganzen Überfahrt mit dem Sortieren der Briefe beschäftigt waren.
Audioguides liefern den Besuchern zahlreiche Zusatzinformationen zu den Ausstellungsstücken, sowie nachgesprochene „O-Töne“ von Besatzungsmitgliedern, Passagieren und Überlebenden. Auch ein kleines Quiz ist dabei, bei dem es darum geht, zu erraten, welches der beschriebenen Gerichte in welcher Klasse serviert wurde.
Beeindruckend ist der originalgetreue 1:1-Nachbau des großen Treppenhauses auf der Titanic, sowie der Kabinen der 1. und 3. Klasse. Während die 1.-Klasse-Kabine vor Luxus strahlt, spürt man in der drittklassigen Kabine, die Enge unter Deck und hört auch die Geräusche der Schiffsmaschinen, die den Passagieren ständig präsent waren. Eine leicht tropfende Eiswand in der Halle vermittelt einen Eindruck von Kälte udn Frost.
Am Ende der Austellung suche ich auf einer großen Tafel nach meinem Namen, der auf der Bordkarte steht: Percy Andrew Bailey, 2. Klasse. Ich habe nicht überlebt.
Die Ausstellung in Kiel endet zwar am 12. August 2007, einen bleibenden akkustischen Eindruck liefert jedoch der Podcast zur Ausstellung.