Doku aus dem äußersten Osten: The Other Chelsea

The Other ChelseaDonezk liegt am äußersten östlichen Rand der Ukraine, knapp 700 Kilometer von der Hauptstadt Kiew entfernt, rund 2.400 Kilometer östlich von München, hat knapp eine Millionen Einwohner und ist das Zentrum des Kohlereviers Donbass.

Man würde in Westeuropa wahrscheinlich kaum etwas von Donezk hören, gäbe es nicht den Fußballverein Schachtjor Donezk, der nicht nur regelmäßig ukrainischer Meister ist, sondern auch internationale Erfolge bei Uefa-Cup und in der Champions League vorweisen kann. Dank der finanziellen Zuwendungen des aus Donezk stammenden Milliardärs Rinat Achmetow wurde der Verein stetig aufgebaut, internationale Spiele verpflichtet und die hochmoderne Donbass-Arena für 51.000 Zuschauer bekommen.

Dieser Fußball-Verein vereint die Menschen in Donezk: Die vielen, die für wenig Geld in heruntergekommenen Schächten schuften und die wenigen Superreichen.

In Donezk spielt der Film „The Other Chelsea“ des Dokumentarfilmers Jakob Preuss. Anfang Mai habe ich den Film im Rahmen des Dokumentarfilm-Festivals „DOK.fest“ in München gesehen. Jetzt läuft der Film im TV. Der Trailer gibt einen ersten Vorgeschmack:

Da die Protagonisten sehr gut und liebenswürdig sind und die Geschichte schön erzählt ist, vergisst man schnell, dass es sich um eine Dokumentation handelt, also um echte Menschen. Da gibt es etwa Kohlekumpel Sasha, der 55 ist und seit 50 Jahren Schachtjor-Fan. Oder den aufstrebenden Lokalpolitiker und Geschäftsmann Kolja, der anfangs sehr auskunftsfreudig und offen ist, im Laufe des Films aber zugeknöpfter wird und ahnt, dass er im Film nicht ganz so gut wegkommt.

Vom Inhalt will ich nicht zuviel verraten. Wer mehr wissen will, kann das auf der Website im Presskit-PDF nachlesen. Stattdessen will ich kurz auf zwei Stilmittel eingehen, die mir besonders gut gefallen haben:

Animationsexperte Flint Müller hat Standbilder aus dem Film ausgedruckt, ausgeschnitten und im Stop-Motion verfahren animiert.

Das zweite schöne Stilmittel: Da Jakob Preuss während der Spiele im Stadion nicht mit einer eigenen Kamera filmen konnte und die offiziellen Spielbilder das Spielgeschehen, nicht aber die Protagonisten und ihre Reaktionen zeigen, kommen auch hier Standbilder, also Fotos, zum Einsatz – untermalt von Radioreportagen der Spiele, die die Stimmung wiedergeben.

In der Ukraine läuft der Film auch in die Kinos und findet dort großen Anklang, wie etwa Pauline Tillmann in ihrem Blog berichtet. In Deutschland ist „The Other Chelsea“ außer bei Festivals leider nicht im Kino zu sehen. Da der Film aber vom ZDF mitfinanziert wurde, läuft er nun im Rahmen des „Kleinen Fernsehspiels“

– im ZDF in der Nacht von Montag, den 27.06. auf Dienstag den 28.06.2011 um 0.20 Uhr
– bei ZDF.kultur am Sonntag, den 03.07.2011 um 20.15 Uhr

Voraussichtlich ist der Film im Anschluss auch eine Zeitlang in der ZDF Mediathek abrufbar und soll später auch auf DVD erscheinen.

Nachtrag 27.06.2011

Auch beim Berliner „Tagesspiegel“ und der „FAZ“ gibt es nun eine Besprechung des Films. Und im Deutschlandradio Kultur lief ein Interview mit Filmemacher Jakob Preuss.

Nachtrag 29.06.2011

Bis zum 4.7.2011 ist der Film auch in der ZDF-Mediathek abrufbar.

 


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