Chorprobe als Kunst
In dieser Woche war ich zu einer Recherchereise vom NJB und der Hanns-Seidel-Stiftung in Kiew. Thema war „Politik, Wirtschaft und Medien in der Ukraine“. Am Rande des offiziellen Programms habe ich das Pinchuk Art Centre besucht, ein Kunstmuseum, errichtet vom ukrainischen Unternehmer und Milliardär Viktor Pinchuk.
Zwei der aktuellen Ausstellungen haben mir besonders gefallen: Zum einem „You & I“ des südafrikanischen Künstlers Candice Breitz. Kern der Ausstellung sind drei Video-Installationen, bei der Fans Songs von John Lennon („Working Class Hero“), Michael Jackson („King“) und Madonna („Queen“) singen.

Das Besondere: Jeder Sänger hat einzeln und alleine gesungen und ist auf einem eigenen Monitor zu sehen. Erst durch die Installation der vielen Monitore im Museum werden die Einzelsänger zu einem Chor. Die Musik hören die die Sänger über einen Knopf im Ohr, die Betrachter hören nur den Gesang. Das ist insbesondere dann witzig, wenn manche Sänger zu früh einsetzen oder ihre eigene Songinterpretation durchkommt, die von den anderen abweicht.
Das folgende Video zeigt einen Ausschnitt der Installation „Queen (A Portrait of Madonna)“.
Weitere Ausschnitte finden sich auf der Website von Candice Breitz unter dem Menüpunk „Work >> Video“ (die Website ist leider komplett in Flash, daher nicht direkt verlinkbar).
Eine andere, interessante Video-Installation, die ich im Pinchuk Art Centre gesehen habe, ist die Arbeit „Damián Ortega. Neun 16-mm-Filmprojektoren zeigen Kurzclips, in denen Felssteine wie Dominosteine aufgestellt sind und ungekippt werden – der Domio Day lässt grüßen.
Das eingebettete Video zeigt die Installation 2007 in Berlin:
Beide Ausstellungen sowie weitere Werke sind noch bis zum 17. April in Kiew zu sehen. Wer bis dahin dorthin kommt, dem kann ich einen Besuch nur empfehlen. Sollte sich irgendwo anders auf der Welt die Möglichkeit dazu ergeben, dann natürlich auch.